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07.04.2020

Amazon-Manager: „Es gibt keine Immobilienstrategie“

Amazon-Manager Andreas Kohrs spricht im DVZ-Interview über Logistikstandorte, Kundenbedürfnisse und Bürgerinitiativen.
©: AMAZON / Patrick Lux
Der 46-jährige Diplom-Betriebswirt ist seit dem 1. Juni 2017 bei Amazon als Senior Transaction Manager Global Operations Real Estate & Design beschäftigt. Zuvor war er sechs Jahre für das Drogeriemarktunternehmen Budnikowsky als Expansionsleiter tätig. Kohrs ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Foto: AMAZON / Patrick Lux
Ramp One: Herr Kohrs, alles spricht über die Coronakrise. Wie reagiert Amazon auf die Pandemie?

Andreas Kohr: Beispielsweise indem wir Bestellungen des täglichen Bedarfs bis vor die Haustür der Menschen liefern. Damit leisten wir und unser Netzwerk aus Partnern einen wichtigen Beitrag.

Und wie halten Sie es mit Vorsichtsmaßnahmen an den Logistikstandorten?

Beim Betreten unserer Logistikgebäude haben wir Temperaturkontrollen eingeführt. Zudem arbeiten wir mit den lokalen wie internationalen Gesundheitsbehörden eng zusammen.

Als Beobachter hat man den Eindruck, dass Amazon am laufenden Band deutschlandweit neue Standorte entwickelt…

Tatsächlich haben wir seit Bad Hersfeld in den zurückliegenden 21 Jahren 13 große Logistikstandorte in Deutschland aufgebaut und mehr als 20 Verteil- und 5 Sortierzentren realisiert.

Über wie viele Arbeitsplätze sprechen wir hier?

Das sind weit mehr als 13.000 feste Arbeitsplätze in der Logistik. Und wir werden weiter in den Ausbau der deutschen Standorte investieren. Wir haben angekündigt, in diesem Jahr zwei neue Logistikzentren in Oelde, Nordrhein-Westfalen, und in Sülzetal, Sachsen-Anhalt, zu eröffnen und damit mehr als 2.000 neue Stellen zu schaffen. Mit der Eröffnung dieser zwei Logistikzentren erhöhen sich Amazons Investitionen in Deutschland von über 22 Mrd. EUR im vergangenen Jahrzehnt um mehr als 100 Mio. EUR.

Interview

von Tim-Oliver Frische

Sie decken mit Ihren deutschlandweiten Aktivitäten nahezu die gesamte Bandbreite an Logistikimmobilientypen ab. Welche Strategie verfolgen Sie?

Amazon orientiert sich ausschließlich an Kundenbedürfnissen. Die unterschiedlichen Bereiche der Lieferkette, also die Logistikzentren, die Sortierzentren auf der mittleren und die Verteilzentren auf der letzten Meile, dienen nur dem Ziel, unserem Kunden ein möglichst breites Sortiment schnell und jederzeit verfügbar zu machen. Aus diesem Grund gibt es keine Immobilienstrategie, sondern ein europaweites Netzwerk, das vom Kunden her denkend immer wieder neu berechnet und angepasst wird. 

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Gilt das auch für bestehende Standorte?

Ja, wir investieren und bauen auch hier neue Technologie ein. Beispiel Leipzig: Im vergangenen Jahr hat Amazon in seinem zweitältesten Logistikzentrum (2006 mit Goodman entwickelt, d. Red.) über 5 Mio. EUR in den Ausbau einer Logistikimmobilie investiert. Oder nehmen wir das Beispiel Dortmund: 2017 haben wir dort ein Inbound-Cross-Dock-(IXD-)Logistikzentrum eröffnet. Die Händler können jetzt zentral in Dortmund anliefern. Von dort aus gehen die Produkte in Logistikzentren in ganz Europa.

Aber auch wenn Amazon vom Kunden her denkt und agiert, braucht es nicht dennoch verlässliche Datenquellen, die Ihre Planungen für den 14. und 15. Amazon-Logistikstandort in Deutschland beeinflussen?

Wir achten auf Arbeitsmarktdaten, Daten der Netzwerkplanung, auf Flächengröße oder ob ein B-Plan vorhanden ist. Darüber hinaus haben wir die Genehmigungszeiträume bis Baubeginn, den Lärmschutz, Verkehrsbewegungskontingente im Tag- und Nachtverkehr sowie die Autobahnanbindung im Blick.

Zurzeit planen Sie ein Verteilzentrum in Limbach. Dort gab es eine Bürgerinitiative, die den Bau verhindern wollte…

Wir standen im Dialog mit der Gemeinde Pommersfelden und haben unser Vorhaben auch den Bürgern vorgestellt – aufgrund von Corona in einem Flyer. Dadurch haben wir einige Bedenken ausräumen können. Die Bürger haben sich mehrheitlich für unsere Ansiedlung ausgesprochen. Wir schaffen 100 Arbeitsplätze in unserem Verteilzentrum, weitere 300 Fahrer werden bei unseren regionalen Lieferpartnern eingesetzt.

Wie viel Nachhaltigkeit steckt in Amazons Logistikimmobilien?

Unsere Logistikzentren werden standardisiert mit „solar ready“ ausgerüstet. Das bedeutet, dass die Traglast des Daches verstärkt ist, damit künftig Solar Panels darauf geplant werden können. Unsere Verteilzentren, die an den Start gehen, sind für E-Mobilität vorausgerüstet, bestehende Gebäude werden nachgerüstet. An einigen Standorten haben wir auch Begrünungskonzepte umgesetzt.

Auffällig ist, dass Amazon bei aktuellen Bauvorhaben in Deutschland überwiegend mit Garbe (in Emden, Meßkirch, Moosburg, Rendsburg, d. Red.) oder Panattoni (Wilhelmshaven, Magdeburg, Kaltenkirchen, Knüllwald, d. Red.) entwickelt. Worauf legen Sie in der Zusammenarbeit Wert?

Auf Verlässlichkeit, Vertrauen und Umsetzungsgeschwindigkeit.

Und wann entwickelt Amazon als 100-prozentiger Eigennutzer für sich selbst?

In einigen Fällen sind wir selbst Bauherr, beispielsweise in Sülzetal.

Andreas Kohrs
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