ANZEIGE
Spies
Das Medium für Logistikimmobilien-Entscheider
31.08.2023

Logistikunternehmen planen mit steigendem Flächenbedarf

©: iStock
„Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen und der steigenden Mieten sind Europas Logistiknutzer weiterhin positiv gestimmt und setzen auf Wachstum“, sagt Rainer Koepke, Head of Industrial & Logistics bei CBRE in Deutschland.
Foto: iStock

Rund zwei Drittel der größten Logistikunternehmen Europas wollen ihre Logistikflächen zukünftig ausweiten. Trotz der ökonomischen Herausforderungen entspricht das verglichen mit den Ergebnissen der Befragung von 2022 einem Rückgang um nur wenige Prozentpunkte. Im Vorjahr hatten knapp 73 Prozent eine Ausweitung angestrebt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des globalen Immobiliendienstleisters CBRE. Befragt wurden mehr als 100 der größten europäischen Logistikunternehmen, die zusammen bis zu 80 Millionen Quadratmeter Logistikfläche in Europa nutzen.

Artikel

von Tim-Oliver Frische

„Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen und der steigenden Mieten sind Europas Logistiknutzer weiterhin positiv gestimmt und setzen auf Wachstum“, sagt Rainer Koepke, Head of Industrial & Logistics bei CBRE in Deutschland. In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Spitzenmieten an den europäischen Logistikimmobilienmärkten um 46 Prozent. Im selben Zeitraum sank die Leerstandsquote von fast sieben Prozent auf mittlerweile 2,7 Prozent, wobei im dritten Quartal 2022 mit lediglich zwei Prozent ein neuer Tiefstwert erreicht wurde.

Gefragt nach der für sie größten Herausforderung nannte das Gros der befragten Logistikunternehmen steigende Kosten, die insbesondere auf die zunehmenden Aufwendungen für Energie und Personal zurückzuführen sind. Umweltbelange, unter die sowohl die direkten ökonomischen Folgen des Klimawandels als auch die Herausforderungen durch zunehmende Regulatorik fallen, belegten den zweiten Platz, nachdem sie 2022 noch auf Platz drei lagen. Auf Platz drei landete der Fachkräftemangel. Weitere Herausforderungen waren die ökonomische Unsicherheit, Probleme mit den Lieferketten und die Verfügbarkeit sowie die Kosten für Logistikflächen.

Kosten entscheiden über den Standort

Bei der Frage nach den wichtigsten Entscheidungsfaktoren hinsichtlich ihrer Standortstrategie nannten 52 Prozent der Umfrageteilnehmer vor dem Hintergrund gestiegener Mieten die insgesamt anfallenden Immobilienkosten in der jeweiligen Region. Personalkosten wurden als der zweithäufigste Faktor genannt. So sind die Lohnkosten in den beiden vergangenen Jahren im europäischen Durchschnitt insgesamt um 15,4 Prozent gestiegen. Während die Unternehmen der Erhebung im Vorjahr zufolge noch eher bereit dazu waren, Kompromisse bei den Personalkosten einzugehen – nicht zuletzt, um freie Stellen zu besetzen –, haben die höhere Inflation und damit verbundene Auflagen zur Kostensenkung die steigenden Personalkosten wieder zu einem entscheidenden Faktor für die allgemeine Standortentscheidung gemacht. Als drittwichtigsten Faktor nannten die befragten Unternehmen die Verfügbarkeit von potenziellen Mitarbeitern am jeweiligen Standort. Zunehmend an Bedeutung gewonnen haben außerdem die lokale Infrastruktur, die Verfügbarkeit von Logistikflächen sowie die Umweltqualität. Als weniger relevant wurden staatliche Anreize, die Nähe zu anderen Unternehmen der gleichen Branche und die Nähe zu Autobahnen und Häfen eingeordnet.

Auch bei der Frage nach den wichtigsten Faktoren rund um die Auswahl der konkreten Immobilie wurden die Mietkosten am häufigsten genannt (40 Prozent). Jeweils mehr als 27 Prozent nannten das Immobiliendesign sowie die Flexibilität der Immobilie hinsichtlich des Mietvertrags als weitere wichtige Kriterien. Im Vergleich zu der Umfrage von 2022 verloren diese Faktoren um 5,8 beziehungsweise 3,8 Prozentpunkte an Bedeutung.

Deutlich an Relevanz gewonnen hat aus Sicht der Logistiknutzer hingegen die Energieversorgung, welche gegenüber der vorjährigen Umfrage um 7,3 Prozentpunkte auf nunmehr 26,5 Prozent zulegte. Die Reputation des Vermieters ist für knapp ein Viertel der befragten Unternehmen bei der Auswahl einer Immobilie ausschlaggebend. Rund 75 Prozent der Unternehmen sind bei einem Wechsel zu grüner Energie bereit, höhere Mieten zu zahlen. „Der Großteil der Unternehmen erwartet jedoch zugleich, die Mieterhöhungen durch Einsparungen bei den Nebenkosten mindestens auszugleichen“, erklärt Koepke. So sind nur etwa 14 Prozent zur Zahlung höherer Mieten bereit, welche nicht durch Nebenkosteneinsparungen ausgeglichen werden.

Nachhaltigkeits-Ratings der Immobilien zunehmend wichtiger

Weiter an Bedeutung zugelegt haben Nachhaltigkeits-Ratings, die rund 24 Prozent der Befragten als wichtigen Faktor bei der Immobilienwahl nannten – ein Zuwachs um 9,4 Prozentpunkte im Vergleich mit der Umfrage aus dem vergangenen Jahr. Bei der Befragung 2020 legten nur rund acht Prozent der Unternehmen bei ihrer Immobilienentscheidung Wert auf ein entsprechendes Rating. Zusätzlich sind auch Photovoltaikanlagen auf den Dächern, Regenwasseraufbereitungsanlagen sowie das Vorhandensein von E-Ladestationen für einen Großteil der befragten Unternehmen wichtige Faktoren bei der Immobilienwahl.

ANZEIGE

„Die Entwicklung der Kosten beeinflusst sowohl die Standort- als auch die Immobilienwahl maßgeblich.“

Dr. Jan Linsin
Head of Research bei CBRE in Deutschland

Lesen Sie auch

Expo Real: Branche richtet den Blick nach vorn

Expo Real: Branche richtet den Blick nach vorn

Die Expo Real hat ihren Schlussbericht zur diesjährigen Ausgabe veröffentlicht. Demnach kamen vom 6. bis 8. Oktober in München 1.742 Aussteller aus 34 Ländern sowie rund 42.000 Teilnehmer aus über 70 Ländern zusammen. Der Grundtenor: Die Branche wird wieder optimistischer.

Das neueste

Webtalk: On the Road to Expo Real

Webtalk: On the Road to Expo Real

Am 1. Oktober war Ramp One, das Medium für Logistikimmobilien-Entscheider, live auf Sendung. Fein portioniert diskutierten Branchenexperten im Vorfeld der Messe Expo Real Themen, die die Branche bewegen: das neue ESG-Label der Initiative Logistikimmobilien, die Logix-Studie zur kommunalen Wärmeplanung, den in diesem Jahr wieder ausgelobten Logix Award sowie das exklusive Interview mit Jan Dietrich Hempel im DVZ-Themenheft Logistikimmobilien.

WEITERLESEN

Beliebt bei unseren Lesern

Erster Auftrag für Entwickler Aconlog

Aconlog, neu gegründeter Entwickler mit Sitz in Köln, hat in Frechen eine bebaute Logistikliegenschaft erworben. Bei der ersten Akquisition handelt sich um ein Solitärgebäude mit rund 3.500 m² Hallenfläche und circa 500 m² Büro- sowie Sozialfläche. Nach der...

Logix-Award: 14 Projekte schaffen es in die finale Runde

Im Zuge der Vergabe des 6. Logix Award hat die Initiative Logistikimmobilien (Logix) das Finale der Bewerbungsphase eröffnet. Aus einem Pool von insgesamt 25 Bewerbungen von 22 einreichenden Unternehmen konnten 14 Finalisten-Projekte identifiziert werden. Der...

Logistik aus kommunaler Sicht systemrelevant

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat gemeinsam mit der Initiative Logistikimmobilien (Logix) im Sommer 2020 eine Umfrage unter Kommunen in ganz Deutschland zur Sicht auf Logistikansiedlungen durchgeführt. Ein zentrales Ergebnis: neun von zehn Kommunen...

Deutschland und seine Logistikregionen

Newsletter abonnieren!

Der kostenlose Newsletter für erstklassige Informationen aus der Welt der Logistikimmobilien.

Aus unseren Rubriken

„Mut zur Innovation“

Auf ein Gespräch: Fred-Markus Bohne, Managing Partner beim Projektentwickler Panattoni, spricht im Interview über den Chipmangel, Wachstumschancen sowie das noch immer unterschätzte Potenzial von Konversionsflächen.

GSE erprobt Neutronen-Roboter bei Kampfmittelsondierung auf Brownfields

In Zeiten zunehmender Flächenknappheit entwickeln sich Brownfields zu attraktiven Immobilienstandorten für Industrie und Logistik. Doch bei der Revitalisierung bilden Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ein unkalkulierbares Risiko. Mit dem Einsatz eines neuartigen Neutronen-Roboters will Generalübernehmer GSE Deutschland den Aufwand bei der Kampfmittelsondierung reduzieren.