Die überwiegende Mehrheit (96 Prozent) der Logistiknutzer in Europa will in den kommenden zwölf Monaten mehr oder zumindest genauso viele neue Flächennachfragen stellen will wie im vorherigen Jahr. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von CBRE. Für die „CBRE European Logistics Occupier Survey 2025“ hat der Immobiliendienstleister mehr als 100 Logistiknutzer in Europa mit einer geschätzten Gesamtnutzfläche zwischen 85 und 95 Millionen Quadratmetern befragt.
Interessant ist, dass sich Unterschiede je nach Zeitpunkt der Befragung zeigen: Nach dem 2. April, also dem Zeitpunkt der Einführung neuer US-Handelspolitiken, gab ein höherer Anteil der befragten Unternehmen an, mehr Flächenbedarf zu planen. Dies könnte laut CBNRE eine Reaktion auf vorübergehende Störungen in den Lieferketten sein.
Mit Blick auf die mittelfristige Planung, das heißt in den kommenden drei Jahren, äußern sich die Nutzer hingegen zurückhaltender: 46 Prozent der Befragten planen in diesem Zeitraum eine Expansion. Die Nachfrage wird vor allem von Logistikdienstleistern sowie von Paket- und Postdienstleistern getragen. Bei den Logistikdienstleistern sei dies vermutlich als Folge der anhaltenden Auslagerung von Lieferketten, so CBRE. Obwohl Produktionsunternehmen in den letzten Monaten einen größeren Anteil an der Flächennachfrage hatten, zeigt die Umfrage, dass die Industrie im Vergleich vorsichtiger agiert: 19 Prozent der befragten Produktionsunternehmen planen, ihre Flächenportfolios zu verkleinern.

Artikel
von Tim-Oliver Frische
„Die mittelfristigen Expansionspläne der Nutzer haben sich abgeschwächt, was eine nachvollziehbare Reaktion auf die geopolitischen Unsicherheiten und makroökonomischen Herausforderungen ist“, erklärt Dr. Carl Deppisch, Head of European Industrial & Logistics Occupier bei CBRE. „Unsere Untersuchung zeigt aber auch, dass die Nutzer widerstandsfähig sind. Auch wenn sich groß angelegte Expansionsvorhaben derzeit schwer rechtfertigen lassen, finden viele Unternehmen Wege, sich an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Im Vergleich zu den Pandemiejahren haben die Nutzer heute wieder mehr Auswahl. Das eröffnet ihnen die Chance, ihre neue Verhandlungsmacht zu nutzen, um Mietverträge neu zu verhandeln oder ihre Lagerflächen aufzuwerten.“
Komplexe Entscheidungsprozesse
Das aktuell nutzerfreundliche Marktumfeld führt dazu, dass Standort- und Gebäudeentscheidungen zunehmend komplexer werden. Mindestens ein Drittel der Befragten nannte sieben Standortfaktoren und fünf gebäudebezogene Kriterien als entscheidend – im Vergleich zu fünf beziehungsweise vier im Jahr 2024 und vier beziehungsweise einem im Jahr 2023. Dabei hat der Mietpreis an Bedeutung verloren und strategische Unternehmensziele sind stärker in den Fokus gerückt.
Anders als noch 2023, ist auf Standortebene der Preis nicht länger das wichtigste Entscheidungskriterium. An erster Stelle stehen heute die Verfügbarkeit und die Kosten von Arbeitskräften, gefolgt von der generellen Flächenverfügbarkeit. Auf Gebäudeebene hingegen bleibt der Preis weiterhin der entscheidende Faktor.
Gleichzeitig gewinnen Nachhaltigkeitsmerkmale und eine gesicherte Energieversorgung zunehmend an Bedeutung. Die Zahlungsbereitschaft für CO₂-neutrale Gebäude ist deutlich höher (65 Prozent) als für lediglich zertifiziert nachhaltige Objekte (47 Prozent), ein Ergebnis, das im Einklang mit dem Ziel vieler Nutzer steht, bis 2030 eine klimaneutrale Immobilienbilanz zu erreichen. „Nutzer wünschen sich reale Vorteile vor Ort, nicht nur eine Zertifizierung“, fasst Dr. Carl Deppisch zusammen. „Wärmepumpen oder Batteriespeicher sind zwei beispielhafte ESG-Faktoren, die sich direkt in geschäftlichen Nutzen übersetzen lassen.“
Die Studie „European Logistics Occupier Survey 2025“ steht hier zum Download bereit.
„ Die mittelfristigen Expansionspläne der Nutzer haben sich abgeschwächt, was eine nachvollziehbare Reaktion auf die geopolitischen Unsicherheiten und makroökonomischen Herausforderungen ist.“
Dr. Carl Deppisch
Head of European Industrial & Logistics Occupier bei CBRE