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08.12.2022

Grenzenlose Logistik – der Standort Frankfurt (Oder)/Slubice

Tim-Oliver Frische spricht in einem Doppelinterview mit Peter Bergmann, Projektleiter bei Alcaro Invest, und Bernd Meewes, Geschäftsführer PCC Intermodal, über die Vorzüge des Logistikstandortes Frankfurt (Oder).
©: Alcaro
Peter Bergmann, Projektleiter bei Alcaro Invest
Foto: Alcaro

Tim-Oliver Fische/Ramp One: Frankfurt (Oder) zählt nicht mehr zum Berliner Speckgürtel. Was hat Sie dennoch bewogen, gerade hier eine Logistikimmobilie spekulativ zu entwickeln?

Peter Bergmann: Alcaro Invest ist seit 2010 in der Region Berlin-Brandenburg aktiv. Wir haben beispielsweise in Großbeeren sieben Logistikobjekte mit über 220.000 Quadratmeter entwickelt. Als uns das Areal in Frankfurt (Oder) angeboten wurde, haben wir uns den Standort näher angesehen und festgestellt, dass er viele Vorzüge hat: verfügbare qualifizierte Arbeitskräfte, die günstige Lage, die Autobahn- und Schienenanbindung sowie die verfügbaren Flächen und eine positive Grundeinstellung zur Ansiedlung von Logistikunternehmen. Meines Wissens hat das Log Plaza Frankfurt (Oder) mit einer Gesamtfläche von 44 Hektar so viel Entwicklungspotenzial für Logistik und Industrie wie kaum ein anderer Standort in der Region Berlin-Brandenburg.

Interview

von Tim-Oliver Frische

Die erste Logistikhalle ist so gut wie fertiggestellt. Wann rechnen Sie mit der Vermietung?

Peter Bergmann: Ja, die erste Logistikhalle ist fertiggestellt. Sie verfügt über mehr als 47.500 Quadratmeter Mietfläche und überdurchschnittliche Nachhaltigkeitsstandards, unter anderem mit Photovoltaikanlagen, E-Ladesäulen und umfangreicher Begrünung. Darüber hinaus sind auch Elektro-Ladesäulen für LKW möglich. Wir können heute offiziell sagen, dass wir mit dem Logistikdienstleister EV Cargo einen langfristigen Mietvertrag für die kompletten Mietflächen der Halle A abgeschlossen haben. EV Cargo wird die Immobilie für die Distribution und Lagerung von Lithium-Ionen-Akkus für Elektrofahrzeuge nutzen. Wir freuen uns sehr, dass der Mieter in der Zukunftsindustrie Elektromobilität tätig ist – ein für die Logistikbranche immer wichtigerer Bereich, der die Region Ost-Brandenburg weiter stärkt. Zudem werden durch diesen Mieter alle Vorteile der Halle A komplett ausgenutzt.

Welche Rolle spielt in Frankfurt (Oder) die Nähe zu Polen?

Bernd Meewes: Die direkte Nähe zu Polen ist natürlich ein großer Standortvorteil. Frankfurt (Oder) befindet sich an der Ost-West-Verkehrsachse Paris-Warschau, der frühere Grenzübergang ist der zweithöchstfrequentierte in ganz Deutschland. Über das Kombinierte Verkehre-Terminal sind täglich die Nordrange-Häfen Hamburg, Antwerpen und Rotterdam wie auch der Ostseehafen Gdansk erreichbar. Dazu kommt das große Arbeits- und Fachkräftepotenzial in der Region, ein immer wichtigerer Faktor in der Logistik- und Verkehrsindustrie. Nicht zu vergessen: Frankfurt (Oder)/Slubice versteht sich heute als eine deutsch-polnische Doppelstadt, die immer mehr zusammenwächst.

Bernd Meewes (Foto: PCC-Intermodal)

Herr Meewes, Sie betreiben als PCC Intermodal seit einigen Jahren schon das KV-Terminal und kennen die Region gut. Wo sehen Sie die Herausforderungen des Standorts?

Bernd Meewes: Die Region Ostbrandenburg hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Frankfurt (Oder) ist inzwischen ein internationaler Hub und Teil unseres European Terminal Network. Worum es für Frankfurt (Oder)/Slubice in Zukunft stärker gehen muss, ist sich als Logistik-Knotenpunkt zwischen Ost und West weiter zu etablieren und möglichst weitere Zukunftsbranchen anzuziehen. Wie Herr Bergmann bereits sagte, die Lage und Verkehrsanbindung sind gut, die Flächenverfügbarkeit ist groß und die Politik und Verwaltung vor Ort fördern die Ansiedlung von Logistik und Industrie sehr engagiert, was auch nicht überall der Fall ist. Diese Vorteile muss die Region noch besser nutzen.

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„Frankfurt (Oder)/Slubice versteht sich heute als eine deutsch-polnische Doppelstadt, die immer mehr zusammenwächst.“

Bernd Meewes

Geschäftsführer PCC Intermodal

Regelmäßige, intermodale Verbindungen von und nach Frankfurt (Oder), ausgeführt von PCC Intermodal (Grafik: PCC-Intermodal)

PCC Intermodal betreibt das KV-Terminal in Frankfurt (Oder) seit 2012. Wie schätzen Sie den regionalen Warenverkehr in den nächsten Jahren ein?

Bernd Meewes: Das KV-Terminal selbst gibt es seit 2008. Es wurde 2014 erweitert, um einen Portalkran und zwei zusätzliche, 600 Meter lange Gleisanlagen. Damit werden momentan mehr als 50 direkte Zugverbindungen pro Woche mit einer Kapazität von bis zu 1.000 Containern angeboten, zudem Reparatur- und Reinigungsleistungen sowie Stromanschlüsse für Kühlcontainer. Über das KV-Terminal steht eine stabile und tägliche Verbindung unter anderem in Richtung Hamburg, Rotterdam und Gdansk zur Verfügung. Für PCC Intermodal ist Frankfurt (Oder) ein attraktiver Standort, der weiter ausgebaut werden soll.

Aktuell stauen sich zahlreiche Container in den europäischen Seehäfen, was zu großen Problemen führt. Erleben wir einen dauerhaften oder nur einen vorübergehenden Wandel der Lieferketten und Lagerbedürfnisse?

Peter Bergmann: Wir gehen schon davon aus, dass sich die Warenströme, Lieferketten und Mieterbedürfnisse dauerhaft verändern werden, wobei die Logistikbranche in ihrer Gesamtheit eine stabile Industrie mit großer Wichtigkeit und hoher Systemrelevanz bleiben wird. Was wir im Moment natürlich sehen, ist eine Diversifizierung von Lieferketten, die Aktivierung von Flächenreserven sowie das sogenannte Re- und Nearshoring, also die Rückverlagerung von Produktion in naheliegende Regionen. Die Themen Krisenresilienz und Nachhaltigkeit werden uns, ebenso wie die Themen Onlinehandel und Elektromobilität, dauerhaft beschäftigen.

Wie wird sich der Logistikmarkt Berlin-Brandenburg weiterentwickeln?

Peter Bergmann: Wir gehen davon aus, dass die Spitzenmieten in Berlin-Brandenburg auf absehbare Zeit steigen werden. Obwohl hier so viele Logistikimmobilie fertiggestellt werden wie sonst nirgendwo in Deutschland, sind kaum Flächen verfügbar. Die Nachfrage wird das Angebot an Logistik- und Industrieflächen – insbesondere nach größeren und nachhaltigen Flächen – auf absehbare Zeit übersteigen. Entsprechend werden auch die Logistikmieten zulegen, und das nicht nur im direkten Berliner Speckgürtel.

Herr Bergmann, eine abschließende Frage: ESG und Energie sind derzeit viel diskutierte Themen. Wie sieht Green Logistics konkret aus, und welche Rolle spielt dabei der Verkehr?

Peter Bergmann: Green Logistics meint im Grunde eine möglichst nachhaltige Logistik, wozu unter anderem klimagerechte und ressourceneffiziente Prozesse, Strukturen und eben Logistikimmobilien zählen. Dem Verkehr kommt beim Green Logistics natürlich eine Schlüsselrolle zu, denn er ist für den Großteil der entstehenden Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Was den Standort Frankfurt (Oder)/Slubice über die hohen Nachhaltigkeitsstandards hinaus besonders nachhaltig macht, ist die Möglichkeit, viel Warenverkehr über Schiene direkt aus den Seehäfen zu realisieren.

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