ANZEIGE
Spies
Das Medium für Logistikimmobilien-Entscheider

Licht am Ende des Tunnels

Mehr als 250 Gäste versammelten sich am 24. April 2024 in den Design Office in Hamburg-Hammerbrook zum diesjährigen Ramp One-Event. Deutlich zu spüren war der Wunsch, trotz aller Krisen nach vorne zu schauen und anzupacken. Für die zweite Jahreshälfte wird mit einer Belebung des Logistikimmobilienmarktes gerechnet.
©: Dierk Kruse
Gute Stimmung in den Design Offices in Hamburg-Hammerbrook: Moderator Tim-Oliver Frische führte durch die ausverkaufte Veranstaltung.
Foto: Dierk Kruse

Zu Beginn des Ramp One-Events umriss Björn Sundermann, Geschäftsführer von Robert C. Spies Industrial Real Estate, in seiner Keynote den Status Quo auf dem deutschen Logistikimmobilienmarkt in Deutschland. Seine Kernaussage:

„Wenn man bedenkt, wo wir noch vor 10 Jahren standen, dann steht der Markt eigentlich sehr gut da.“

Und Recht hat er: Die Assetklasse setzte sich im vierten Quartal 2023 laut LIP Invest erstmalig an die Spitze des gewerblichen Immobilienmarktes. Die sonst dominierende Klasse „Büro“ wurde von der Führungsposition verdrängt.

Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der vielschichtigen nationalen und internationalen Krisen umso bemerkenswerter. „Vor 2 Jahren wurde einem noch praktisch jede Fläche aus den Händen gerissen – sowohl auf Nutzerseite als auch im Investmentbereich. Das ist in den meisten Märkten heute nicht mehr der Fall,“ gibt Sundermann zu bedenken. Die Risikobereitschaft auf Nutzerseite gehe zurück und oftmals werde lieber eine Miete verlängert als ein Neuprojekt angegangen. Auf Entwicklerseite sei man zugleich zurückhaltender, was spekulative Bauten angeht.

Artikel

von Ingo Neuling,
DVV Media Group GmbH

Die zweite Jahreshälfte aber verspricht Hoffnung. „Die EZB hat eine Senkung des Leitzinses für den Sommer in Aussicht gestellt und die Investitionen im Land ziehen langsam wieder an. Beim Transaktionsvolumen gab es im ersten Quartal 2024 einen Zuwachs in Höhe von rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, so Sundermann.

„Wir werden zwar in diesem Jahr noch keine Spitzenwertenwerte erreichen, aber ich bin sicher, dass der Markt in der zweiten Jahreshälfte wieder zulegen wird.“

Einen Appell richtet Sundermann noch an die Vermieter: „Die derzeit sehr hohen Mieten, vor allem in den urbanen Top-Lagen, werden von Nutzern teilweise nicht mehr akzeptiert. Übertreiben wir es, dann kann sich das bremsend auf zukünftige Flächenumsätze auswirken.“

ANZEIGE

Dass eine Krise auch etwas Positives bewirken kann, zeigt sich in Neuentwicklungen im Bereich ESG. „So innovativ, wie wir in den letzten Jahren waren, waren wir seit einem Jahrzehnt nicht“, sagt Sundermann. „Die Frage nach dem ‚ob‘ stellt sich nicht mehr. ESG in unserer Branche vollständig angekommen.“

7 Millionen Quadratmeter Fläche für Batterielagerung

Eines der großen Themenfelder der Zukunft wird die Lagerung von Lithium-Ionen-Batterien sein – auch, wenn sich die Zulassungszahlen für E-Autos in Deutschland derzeit noch schwächer entwickeln als erhofft. „Batterien sind für die Energiewende in sehr vielen Bereichen essenziell“, sagt Philipp Feige, Vice President & Head of Capital Deployment bei der Prologis Germany Management GmbH. Soll sich die Elektromobilität flächendeckend in Europa durchsetzen, „bedarf es über den Absatz von E-Fahrzeugen hinaus auch des signifikanten Ausbaus an logistischer Infrastruktur“, prognostiziert Volker Rügheimer, Leiter Supply Chain Development bei der Volkswagen AG Group After Sales. In Deutschland, so Logivest-CEO Kuno Neumeier auf dem mit mehr als 250 Teilnehmern ausgebuchten Ramp-One-Event vom vergangenen Mittwoch in Hamburg, dürften es bis 2030 sogar rund 7 Millionen Quadratmeter Lagerfläche für die Energiequelle der Zukunft sein.

Wie es gehen kann, zeigt Alcaro Invest mit dem LogPlaza in Frankfurt/Oder. Dort können Batterien oder auch andere Güter gelagert werden. Auf einem 440.000 Quadratmeter großen Gelände wurde eine Halle bereits fertiggestellt, zwei weitere sollen noch entstehen. „Und da wir eine Baugenehmigung zur Lagerung von Lithium-Ionen-Akkus haben, können wir hier alles unterbringen bis zum E-Commerce“, verkündet Peter Bergmann, Projektleiter bei Alcaro Invest.
Photovoltaik: verschenktes Potenzial

Nachholbedarf gibt es auch beim Thema „Grünstrom“.

„Wir haben auf den Dächern von Logistik- und Industriegebäuden in Deutschland mehr als 360 Millionen Quadratmeter Fläche, die wir mit PV-Anlagen bestücken könnten“,

rechnet Tobias Kassner, Head of Research und Mitglied der Geschäftsleitung bei Garbe Industrial Real Estate, vor. Tatsächlich werde aber erst auf rund 10 Prozent aller Dächer Sonnenenergie gesammelt. „Hier verschenken wir ein riesiges Potenzial“, so Kassner. Doch selbst wenn sämtliche Dächer mit PV-Modulen ausgestattet wären, der grüne Strom ließe sich nicht in die Netze einspeisen. „Denn“, so Jannick Höper, geschäftsführender Gesellschafter bei List Eco, „die Netzinfrastruktur ist dafür noch gar nicht bereit. Hier wurden 10 bis 15 Jahre geschlafen. Und das fällt uns jetzt auf die Füße.“

Wie es gehen kann, zeigt ein Großprojekt in Möckmühl in der Region Heilbronn-Franken. Dort entwickelte ECE ein 52.000 Quadratmeter großes Logistikcenter, das im Frühjahr 2023 fertiggestellt wurde. Sunrock, ein niederländischer Entwickler von Photovoltaikanlagen, konzipierte und errichtete auf dem Dach der Immobile eine Photovoltaikanlage mit einer Gesamtkapazität von 3,2 Megawatt Peak. Diese Leistung entspricht etwa dem Verbrauch von 900 Haushalten in Deutschland. Durch die Nutzung der Sonnenenergie zur Stromproduktion in der Anlage werden circa 1.300 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Brownfields: unentdecktes Potenzial

Viel Potenzial bieten auch Brownfields, insbesondere in urbanen Lagen. Das Baurecht ist in der Regel schon vorhanden, es kann auf vorhandene Infrastrukturen zurückgegriffen werden und die Anbindung an den ÖPNV sowie an das vorhandene Straßen- und Schienennetz ist oft besser gegeben als in der suburbanen Peripherie. Für Raphael Thießen, Geschäftsführer von Brownfield 24 und des Deutschen Brownfield Verbandes e.V., wird das Thema „mehr und mehr zur Normalität“. Hintergrund seien die Vorgaben seitens der Bundesregierung, den täglichen Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu reduzieren, um bis zum Jahr 2050 einen Flächenverbrauch von netto Null im Sinne einer Flächenkreislaufwirtschaft zu erreichen.

„In Zukunft wird es keine Alternativen für Brownfield-Entwicklungen geben“,

ist sich Thießen sicher.

Doch oftmals wissen selbst Kommunen und Gemeinden nicht, wo sich auf ihren Arealen Brownfields befinden. Und eine Übersicht über alle freien Areale in Deutschland gab es lange Zeit auch nicht. Um für mehr Klarheit zu sorgen, gründete Thießen die KI-basierte All-In-One Plattform für nachhaltige Flächenentwicklung „Brownfield24“, in der unter anderem ein Brownfield-Kataster zur Verfügung steht. „Dort sind derzeit 60.000 Flächen mit einer Gesamtfläche ab 2.000 Quadratmetern erfasst“, so Thießen. „Noch sind die Daten nicht perfekt. Unsere Aufgabe ist es jetzt, den Datenbestand nachzuschärfen.“

Nutzer mit ins Boot holen

Im Block „The Occupiers Voice“ ging es um das Thema, wie sich Nutzerwünsche mit Investmentanforderungen decken. Stephan Dalbeck, Managing Director bei Colliers International Deutschland, beschreibt das Dilemma: „Nutzer wollen möglichst geringe Mieten und viel Flexibilität, zum Beispiel bei der Mietdauer. Der Investor will hohe Margen und Sicherheit.“ Dr. Steffen Willmy, Teamlead Real Estate Management bei Dachser, gab zu bedenken:

„Auch aus Investmentsicht ist eine Immobilie nur so viel wert wie ihre Mieter.“

Dass es allen Beteiligten helfen würde, wenn Bauträger und Investoren mehr mit den Nutzern sprechen zuhören würden, anstatt über sie zu sprechen, ist Konsens. Insbesondere, weil aufgrund geopolitischer Krisen, Materialengpässe und steigender Transportkosten industrieller Fertigungs- und Beschaffungsprozesse neu gedacht werden – Stichworte Re-Shoring und Near-Shoring. Mit der neuen Initiative „Voice of the Occupier“ ist jetzt eine Plattform für den gegenseitigen Austausch an den Start gegangen.

Neuvermessung von Logistikimmobilien

Die Neuausrichtung der Lieferketten in vielen Industriezweigen beschäftigt auch Dany Brodhag: „Industrie und Logistik rücken noch näher zusammen und lassen damit weniger Platz für unvorhergesehene Ereignisse in der Lieferkette. Das führt auch zur Neuvermessung von Logistikimmobilien: Produktion, Lager und Mehrwertleistungen rücken noch näher zusammen. Wege werden kürzer, Logistik resilienter“, so der Geschäftsführer von GSE Deutschland GmbH.
Auch hinsichtlich Flächeneffizienz und Nachhaltigkeit müssten neue Wege beschritten werden. Hier seien Multi-Level-Immobilien eine zukunftsweisende Lösung, so Brodhag. Sie erlauben zum Beispiel, Multi-Prozesse sauber abzubilden oder einem Branchen-Mix als ganzheitliches Cluster Raum zu geben. Als ein Beispiel nannte er das Fusion Cologne der Thielemann Group. Im Zuge einer Quartiersentwicklung im Kölner Norden sollen in den nächsten Jahren 55 Hektar brachliegende Industriefläche revitalisiert werden. Dabei soll der Campus Industrie und Handel mit Logistik und Innovation kombinieren.

Modellversuch zur regionalen Abstimmung

Großprojekte wie das Fusion Cologne bedürfen allerdings einer hohen regionalen Abstimmung und interkommunaler Zusammenarbeit – und die ist in Deutschland immer noch eher die Ausnahme als die Regel. Ein Modellvorhaben der Stadt Freiburg und des Regionalverbands Südlicher Oberrhein soll Wege aufzeigen, wie sich solche Abstimmungen aufbauen und durchführen lassen. „Das Vorhaben will regionale Logistik- und Wertschöpfungsketten identifizieren und weiterdenken sowie flächensparende Logistikangebote auf verschiedenen Ebenen ermitteln und weiterentwickeln“, erläutert Fabian Egle vom Regionalverband Südlicher Oberrhein, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR). Zudem solle ein regionaler Dialog über Flächenbedarfe für logistische Dienstleistungen, Standortqualitäten und eine regionale Zusammenarbeit und Verantwortung gefördert werden.

Fazit: Genug gejammert. Jetzt wird gemacht!

Trotz aller derzeitigen Krisen und Probleme war im Verlaufe des Ramp One-Events bei allen Teilnehmenden deutlich der Wunsch zu spüren, nach vorne zu schauen und anzupacken. Da passte es ins Bild, dass einer der lautesten Applause des Tages an Raimund Paetzmann, Independent Advisor & Keynote Speaker, ging. Er forderte ganz allgemein „weniger Gejammer“ und mehr Unternehmertum. Eine Forderung, die auch nach Abschluss der mehr als 7-stündigen Veranstaltung bei einem Drink in der Realogis Bar nachhallte.

Lesen Sie auch

Flächenumsatz legt zu – Düsseldorf mit Rekordergebnis

Flächenumsatz legt zu – Düsseldorf mit Rekordergebnis

Der bundesweite Logistikmarkt hat laut BNP Paribas Real Estate im ersten Quartal 2025 einen Flächenumsatz von rund 1,2 Millionen Quadratmetern erzielt. Besonders zugelegt haben Hamburg und Düsseldorf. Für die Performance über das Gesamtjahr gesehen bleibt BNP vorsichtig optimistisch.

Anteil der Neubau-Flächen in Berlin auf Rekordwert

Anteil der Neubau-Flächen in Berlin auf Rekordwert

Im Großraum Berlin sind laut Realogis im ersten Quartal 2025 insgesamt 77.200 Quadratmeter Logistik-, Lager- und Industrieflächen umgesetzt worden – das entspricht einem Plus in Höhe von 37 Prozent im Vergleich zum ersten Vorjahresquartal.

Anteil der Neubau-Flächen in Berlin auf Rekordwert

Anteil der Neubau-Flächen in Berlin auf Rekordwert

Im Großraum Berlin sind laut Realogis im ersten Quartal 2025 insgesamt 77.200 Quadratmeter Logistik-, Lager- und Industrieflächen umgesetzt worden – das entspricht einem Plus in Höhe von 37 Prozent im Vergleich zum ersten Vorjahresquartal.

Das neueste

Beliebt bei unseren Lesern

LIP Invest kauft Logistikimmobilie in Oberbayern

Der Investmentmanager LIP Invest erwirbt im oberbayerischen Mühldorf eine neu errichtete, voll vermietete Logistikimmobilie für seine Logistik-Fonds. Das Grundstück umfasst insgesamt 21.500 Quadratmeter. Von der Gesamtmietfläche über 11.300 Quadratmeter entfallen...

Vor Fertigstellung: Evolutiq vermietet an Becher

Die Kölner Investment- und Asset-Management-Gesellschaft Evolutiq hat zusammen mit Logicenters, der Entwicklungs- und Managementplattform für Logistikimmobilien der dänischen Immobilieninvestmentgesellschaft Nrep, die Vermietung einer noch zu realisierenden...

Ramp One 2026

Deutschland und seine Logistikregionen

Newsletter abonnieren!

Der kostenlose Newsletter für erstklassige Informationen aus der Welt der Logistikimmobilien.

Aus unseren Rubriken

DFI Partners ändert Struktur und Investorenstrategie

Die DFI Partners AG wird seit dem 11. März von Andreas Fleischer als alleinigem Geschäftsführenden Gesellschafter geführt. Wolfgang Dietz zieht sich aus dem im August 2019 gegründeten Joint Venture zurück. DFI wird sich in Zukunft eigenständig im Markt bewegen und zeigt sich offen für passende Partner am Kapitalmarkt.

CTP erhält 200 Millionen Euro für PV-Ausbau

CTP hat von der Europäischen Investitionsbank eine Finanzierung in Höhe von 200 Millionen Euro für die Installation von Solarzellen erhalten. Die Finanzierung soll das mittelfristige Ziel unterstützen, bis 2026 400 Megawattpeak Leistung zu erreichen.

Verdion und LIST Gruppe übergeben Logistikprojekt in Hof an Dachser

Die Projektpartnerschaft von Verdion und der LIST Gruppe hat heute ein Warehouse-Projekt im bayerischen Hof an den Logistikdienstleister Dachser SE übergeben. Auf dem 42.600 Quadratmeter großen Grundstück sind in den vergangenen Monaten 21.600 Quadratmeter Logistikfläche sowie ein dreistöckiges Gebäude mit 900 Quadratmeter Bürofläche entstanden.

Panattoni übergibt City Dock Mannheim Süd

Übergabe des City Dock Mannheim Süd (von links): Stefan Bohn (Panattoni), Silvia Fischer (MVV Energie AG), Kamil Glowatz (beegy) und Oberbürgermeister Christian Specht

Ursprünglich plante Panattoni Deutschland das neue City Dock Mannheim Süd als Multi-Tenant-Immobilie. Jetzt hat das Unternehmen den gesamten Neubau an die Beegy GmbH übergeben. Errichtet wurde das Objekt auf einer ehemaligen Brachfläche.

LIP Invest kauft Logistikimmobilie in Minden

Für seinen Immobilien Spezial AIF „LIP Real Estate Investment Fund – Logistics Germany IV“ erwirbt LIP Invest in Minden ein Distributionszentrum. Die Immobilie wird im Zuge eines Sale-and-Lease-Back langfristig an den Verkäufer, die Hölkemeier Spedition, vermietet.