ANZEIGE
Spies
Das Medium für Logistikimmobilien-Entscheider
26.04.2023

Quartalszahlen: Logistikinvestmentmarkt deutlich rückläufig

©: JLL
„Das erste Quartal ist traditionell schwach“, kommentiert Dominic Thoma, Co-Head of Industrial Investment JLL Germany. „Verstärkend kommt aber diesmal hinzu, dass die wirtschaftliche Lage, die schwierigen Finanzierungsbedingungen und geopolitische Risiken vor allem das gesamte zweite Halbjahr 2022 dominierten und für Zurückhaltung der Akteure sorgten. Dadurch fiel die Jahresendrallye 2022 aus und es wurde keine Deal-Pipeline aufgebaut.“
Foto: JLL

Der deutsche Investmentmarkt für Logistik- und Industrieimmobilien ist nach Angaben von JLL mit einem deutlichen Rückgang in das Jahr 2023 gestartet: Im ersten Quartal sackte das Transaktionsvolumen um 74 Prozent auf rund eine Milliarde Euro ab – der Verlust fällt deshalb so deutlich aus, weil das erste Quartal 2022 auf dem deutschen Logistikinvestmentmarkt einen historischen Höchstwert setzte. Ein niedrigeres Ergebnis in einem ersten Quartal als diesmal wurde zuletzt im Jahr 2016 registriert. Damit fällt das Investmentvolumen um 53 Prozent beziehungsweise 37 Prozent hinter dem Fünf- sowie dem Zehnjahresschnitt zurück. Zum Jahresende 2022 konnte noch in etwa das doppelte Investmentvolumen verbucht werden.

Artikel

von Tim-Oliver Frische

In den ersten drei Monaten des Jahres wurden 53 Transaktionen gezählt. Im Vorquartal lag die Anzahl bei 69 Deals, im Vorjahresquartal waren es 83 Transaktionen. Ebenfalls rückläufig war die Anzahl der Deals im dreistelligen Millionenbereich. Während im ersten Quartal 2022 noch acht Großtransaktionen registriert wurden, waren es zu Jahresbeginn 2023 lediglich noch zwei Deals dieser Größenordnung.

Diana Schumann, Co-Head of Industrial Investment JLL Germany: „Die großvolumigen Transaktionen und Portfoliodeals haben für die starken Ergebnisse der vergangenen Jahre gesorgt. Weniger Großtransaktionen wirken sich natürlicherweise umso mehr auf das Transaktionsvolumen aus. Stattdessen fanden zahlreiche Deals in deutlich kleineren Segmenten statt, die Investoren gehen vorzugsweise auf Nummer sicher: Sie sichern sich gute Liegenschaften, die aber im Fall eines weiteren Absinkens des Marktes nur geringen Einfluss auf ihre eigenen Portfolien haben.“

Zurzeit treffen wenige und größtenteils niedrigvolumige Produkte auf eine anhaltend gute Nachfrage, erklärt Thoma. „Es mangelt an den auf institutionelle Investoren zugeschnittenen Produkten im Segment zwischen 15 und 60 Millionen Euro. In höheren Preissegmenten nimmt die Nachfrage zurzeit ohnehin ab, da solche Transaktionen stärker von den Finanzierungsmärkten abhängen. So ist es häufig noch nicht allokiertes Kapital aus bestehenden Fonds, das Produkt sucht. Neue Fonds tun sich aufgrund der aktuellen Lage schwer, weiteres Kapital einzusammeln. Zugleich bringen sich Private-Equity-Unternehmen mit großen zu investierenden Summen in Position und warten darauf, dass der Markt seinen Tiefpunkt erreicht und überwindet.“

„Wer zurzeit investiert, tut das aufgrund des hohen Zinses in der Regel vorwiegend mit Eigenkapital. Finanzierungen mit Fremdkapital ziehen Investoren erst dann hinzu, sobald entweder die Zinsen wieder attraktiver werden oder die Kaufpreise es erlauben“, sagt Thoma. „Dem Markt fehlt zurzeit ein klares Signal, in welche Richtung sich der Zins weiterbewegt. Sollte er langfristig sinken, würden sich die Finanzierungsbedingungen verbessern und der Markt wieder an Dynamik gewinnen. Auch eine anhaltende Seitwärtsbewegung wäre ein hilfreiches Signal.“

Langfristig wieder mehr Dynamik erwartet

Nach wie vor kommt die Mehrheit der Investoren von Logistik- und Industrieimmobilien aus Deutschland (57 Prozent). Ein gleiches Bild zeigt sich auf der Verkäuferseite, hier machen inländische Marktteilnehmer einen noch größeren Anteil von 71 Prozent aus. Insgesamt baut sich dadurch der Saldo des Immobilienbestandes ausländischer Investoren um 149 Millionen Euro auf. Die Käuferschaft investierte primär in Immobilien des Risikoprofils Core plus mit 47 Prozent. Core-Objekte machten mit 37 Prozent den zweitgrößten Anteil aus, Value Add erzielte noch zwölf Prozent.

Ein erneuter Anstieg der Spitzenrenditen in den sieben großen Immobilienhochburgen Deutschlands blieb im Vergleich zum vorherigen Quartal aus. Die Renditen für Top-Produkte liegen weiterhin bei 3,90 und 3,95 Prozent. Seit dem Vorjahresquartal sind sie damit um 95 und 100 Basispunkte angestiegen.

Mit Blick auf das laufende Jahr sagt Thoma: „Die Verkäufer warten nur auf den richtigen Moment, um ihre Produkte und Portfolien auf den Markt zu bringen. Ob der Markt im Gesamtjahr das ursprünglich prognostizierte Transaktionsvolumen von rund acht Milliarden Euro erreicht, hängt primär davon ab, wann die Inflation eingedämmt werden kann und wann die Zinsen stagnieren oder sinken. Dass der Ifo-Geschäftsklimaindex aber bereits seit Ende letzten Jahres wieder steigt, zeigt uns, dass wir langfristig wieder eine größere Dynamik erwarten können.“

Zugleich erwartet Diana Schumann anhaltende Bewegung bei den Spitzenmieten: „Aufgrund der hohen Kosten für Grundstücke, Bauen und Finanzierungen sowie der hintenraus gesunkenen Verkaufspreise dünnt sich jedoch die Pipeline an Projektentwicklungen aus. Die anhaltend hohe Nachfrage der Industrie nach Logistikflächen erhöht somit den Druck auf den Bestand und lässt die Mietpreise flächendeckend in Deutschland stark ansteigen. Re- und Nearshoring-Tendenzen werden diesen Trend noch weiter verstärken. Diese guten Rahmendaten, die starke Unterallokation von Logistik- und Industrieimmobilien in den Portfolien, sowie die derzeit attraktiven Kaufpreise sorgen dafür, dass die Marktbelebung der Assetklasse nur eine Frage der Zeit ist.“

ANZEIGE

1 Mrd. €

betrug das Transaktionsvolumen im ersten Quartal 2023

ANZEIGE

Lesen Sie auch

Das neueste

Webtalk: On the Road to Expo Real

Webtalk: On the Road to Expo Real

Am 1. Oktober war Ramp One, das Medium für Logistikimmobilien-Entscheider, live auf Sendung. Fein portioniert diskutierten Branchenexperten im Vorfeld der Messe Expo Real Themen, die die Branche bewegen: das neue ESG-Label der Initiative Logistikimmobilien, die Logix-Studie zur kommunalen Wärmeplanung, den in diesem Jahr wieder ausgelobten Logix Award sowie das exklusive Interview mit Jan Dietrich Hempel im DVZ-Themenheft Logistikimmobilien.

WEITERLESEN

Beliebt bei unseren Lesern

Montea veröffentlicht Halbjahreszahlen

Montea, ein börsennotierter belgischer Investor, der auf Logistikimmobilien in Belgien, den Niederlanden, Frankreich spezialisiert ist und kürzlich auch erstmals auf dem deutschen Markt aktiv wurde, ist nach eigener Aussage „auf dem besten Weg, das angestrebte...

Deutschland und seine Logistikregionen

Newsletter abonnieren!

Der kostenlose Newsletter für erstklassige Informationen aus der Welt der Logistikimmobilien.

Aus unseren Rubriken

Prologis mit neuen Personalien

Prologis vermeldet zwei neue Personalien. Seit Jahresbeginn ist Björn Thiemann neuer Senior Vice President, Regional Head Northern Europe. Jessica Pilkes verantwortet als Vice President, Country Manager Benelux das Geschäft in Belgien und den Niederlanden.

Bulwiengesa ist Teil der Scout24 Gruppe

Mit der Übernahme will Scout24 seinen gewerblichen Kunden eine höhere Markttransparenz, innovative datengetriebene Produkte und mehr Komfort bei der Entscheidungsfindung rund um die Immobilie anbieten.

Der Ramp One-Kooperationspartner Bulwiengesa ist ab sofort Teil von Scout24 SE, dem Betreiber der Plattform ImmoScout24. Mit der Übernahme will Scout24 sein Daten- und Bewertungsangebot um Gewerbeimmobilien erweitern. Neuer CEO von Bulwiengesa wird der bisherige COO Sven Carstensen.

Arvato hat weltweit auf Grünstrom umgestellt

Arvato bezieht seit Anfang 2023 seinen Strom komplett aus erneuerbaren Energien. Durch die Umstellung auf Grünstrom wurden bereits 20.000 Tonnen CO2 eingespart. Darüber hinaus baut Arvato auch die Eigenstromerzeugung durch Photovoltaikanlagen weiter aus.

Flächen im Güterverkehrszentrum Jade-Weser-Port im Fokus

Mit dem Einstieg von Hapag-Lloyd und der Ankunft des ersten Containerzuges aus Hefei/China über die Seidenstraße war der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven zuletzt wieder verstärkt in den Medien präsent. Projektentwickler und Unternehmen hatten Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen allerdings bereits zuvor fest im Blick. Noch gibt es freie Flächen. Noch …

Prologis baut spekulativ in Illingen

In Illingen plant Prologis für das erste Halbjahr 2024 den Baustart von zwei Logistikimmobilien mit etwa 13.000 und 10.500 Quadratmetern.

Für das erste Halbjahr 2024 plant Prologis den Baustart von zwei Logistikimmobilien in Illingen bei Stuttgart. Dort entstehen bis April 2025 auf einem rund 45.000 Quadratmeter großen Grundstück zwei Gebäude, die vollelektrisch betrieben werden sollen.

LIP Invest kauft Logistikpark in Hodenhagen

LIP Invest hat für einen seiner Logistikimmobilien-Fonds ein Distributionszentrum in Hodenhagen bei Hannover erworben. Der langfristig vermietete Neubau wurde Ende Mai 2023 durch die Bauwo fertiggestellt und jetzt an LIP übergeben.