Steigende Verteidigungsausgaben und neue NATO-Verpflichtungen werden laut einer aktuellen Analyse von Savills zu einem erheblichen Anstieg der Nachfrage nach Industrie- und Logistikimmobilien in ganz Europa führen. Um den steigenden direkten und indirekten Logistikbedarf zu decken, könnte ein Bedarf von bis zu 37 Millionen Quadratmetern zusätzlicher Fläche entstehen – nach Ansicht von Savills 6 Millionen davon in Deutschland.
Unter Berücksichtigung des auf dem NATO-Gipfel im Juni 2025 beschlossenen neuen Ziels, 3,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) für militärische Kernkompetenzen bereitzustellen, kommt Savills zu dem Ergebnis, dass die Nachfrage nach Industrie- und Logistikflächen in Europa deutlich steigen dürfte – konkret um 17 Prozent gegenüber den rund 30 Millionen Quadratmetern im Jahr 2024.

Artikel
von Tim-Oliver Frische
Bereits heute sind in Europa fast eine Million Menschen im Verteidigungssektor beschäftigt. Nach Berechnungen von Savills stützen die aktuellen Verteidigungsausgaben rund 35 bis 40 Millionen Quadratmeter an Logistik- und Produktionsflächen. Sollten die NATO-Staaten ihr neues Ziel innerhalb der kommenden sieben Jahre erreichen, würde dies zusätzliche Nachfrage insbesondere durch Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien entstehen lassen.
86 Milliarden Euro Sondervermögen
In Deutschland wurde dieses Jahr der Verteidigungshaushalt durch ein Sondervermögen von 86 Milliarden Euro ausgeweitet. Die Bundesregierung hat darüber hinaus angekündigt, die Militärausgaben bis 2029 auf bis zu 3,5 Prozent des BIP zu steigern. Dies würde die deutsche Rüstungsindustrie nachhaltig stärken und die Nachfrage nach Produktions- und Logistikflächen erheblich erhöhen. Angesichts der geplanten Großprojekte, darunter die Beschaffung neuer Eurofighter, die Modernisierung der Taurus-Marschflugkörper sowie Investitionen in Panzer-, Drohnen- und Luftverteidigungssysteme, ist Deutschland einer der Kernmärkte, in denen sich der prognostizierte zusätzliche Flächenbedarf in den kommenden Jahren besonders stark niederschlagen dürfte.
Laut dem Infrastrukturbericht 2024 der Bundeswehr lag die Anzahl der durch den Staat verantworteten Infrastrukturbaumaßnahmen im Verteidigungsbereich im Jahr 2024 bei rund 8.000 und umfasste ein Projektvolumen von ca. 1,6 Milliarden Euro. Für das Jahr 2025 wurde ein Investitionsvolumen von 1,7 Milliarden Euro angesetzt. Neben diesen staatlichen Vorhaben treibt auch die Industrie eigene Projekte voran, etwa durch die jüngsten Produktionsneubauten von Rheinmetall, unter anderem mit einer Munitionsfabrik in Unterlüß, die den Ausbau nationaler Fertigungskapazitäten gezielt vorantreiben.
„ Der Bedarf des Verteidigungssektors an spezialisierten Industrie- und Logistikanlagen stellt eine komplexe Herausforderung für den Immobilienmarkt dar. Es gilt, strenge Sicherheitsprotokolle, geopolitische Sensibilitäten und maßgeschneiderte Infrastrukturanforderungen zu berücksichtigen, während gleichzeitig mit dem boomenden E-Commerce- und Fertigungssektor um begrenzte geeignete Flächen konkurriert wird.“
Andrew Blennerhassett
stellvertretender Direktor Industrie- und Logistikresearch bei Savills