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Onlinehandel sorgt für viele Neubauten

Transaktionsvolumen auf Rekordniveau. Coronakrise könnte Flächenausweisung beschleunigen.
©: GSE
Das „Mach2“-Projekt von Four Parx und GSE in Hamburg-Wilhelmsburg: Trotz Coronakrise gehen die Bauarbeiten an der zweigeschossigen Logistikimmobilie planmäßig voran.
Foto: GSE

Logistikimmobilien sind „der Anker in der Krise“, betont das Investmenthaus LIP Invest und verweist auf das erste Quartal: rund 2,3 Mrd. EUR (Q1 2019: 1,3 Mrd. EUR) sind in deutsche Logistikimmobilien investiert worden – „ein Rekordwert zum Jahresauftakt“, wie LIP-Sprecherin Julia Oechsler sagt.

„Das außergewöhnlich hohe Transaktionsvolumen zeigt einmal mehr, wie beliebt die Assetklasse Logistikimmobilien mittlerweile bei den Investoren ist“, ergänzt Natalie Weber, Head of Logistics & Research beim Investmenthaus gegenüber der DVZ. Weber geht sogar davon aus, „dass aufgrund der Coronapandemie neue Investoren den Markteintritt in die Assetklasse suchen, da Logistik im Gegensatz zu den Bereichen Einzelhandel, Büro und Hotel weniger negativ beeinflusst wurde“. Zahlreiche Industrie- und Handelsunternehmen hätten in der Coronakrise mit dem Bau neuer Logistikzentren für die Eigennutzung begonnen oder Mietverträge für Logistikneubauten abgeschlossen.

Ein Beispiel ist der Baubeginn des 270.000 m² großen VGP-Parks München. Dieser ist bereits an Krauss Maffei Technologies und BMW vorvermietet. Ein weiteres Projekt sei „das neue rund 90.000 m² große und 100 Mio. EUR teure Logistikzentrum von Böttcher in Zöllnitz bei Jena“, ergänzt Weber. Und auch der Lebensmittelhändler Lidl investiere massiv in den Ausbau seiner Logistikflächen, „etwa am Standort Erlensee mit dem Bau einer nachhaltigen Logistikanlage“.

Artikel

von Tim-Oliver Frische

Krise zeichnet diffenziertes Bild

Neben den Corona-bedingten kurzfristigen Anfragen der vergangenen Monate rechnet Eigennutzer Günther Jocher, Vorstand Group 7, „auch mittel- bis langfristig mit einer Erhöhung der Lagerkapazitäten unserer Kunden“. TST-Geschäftsführer und -Gründer Frank Schmidt stimmt zu: „Die sprunghafte Veränderung der Verbrauchernachfrage spiegelt sich direkt in unseren Lagerprozessen wider“, sagt Schmidt, der unter anderem die Logistik für Nestlé in Worms steuert. Zudem befeuere die Coronakrise den Onlinehandel, sind sich beide Manager grundsätzlich einig. „Wir erleben die steigende Nachfrage aus erster Hand mit“, bestätigt Jocher. „Ein Textilkunde von uns hatte vor Jahren beispielsweise ein Verhältnis zwischen stationärem Handel und Onlinehandel von etwa 8:1. Heute liegt es bei 4:1.“

„Aber nicht nur“, differenziert Frank Schmidt: „Wir beobachten über alle Vertriebskänale hinweg einen nachhaltigen Mengenzuwachs bei unseren großen Lebensmittelkunden in allen Bereichen der Grundversorgung.“ Dazu zähle beispielsweise der Verzehr von Mineralwasser, so Schmidt.

Patrik Völtz vom Analyse- und Beratungsunternehmen Bulwiengesa beobachtet seit Jahren den boomenden E-Commerce-Trend. Dabei bezieht er sich konkret auf den Anteil des Onlinehandels am Flächenumsatz in Logistikimmobilien. „Lag dieser Anteil 2010 noch bei 5,4 Prozent, so stieg er im vergangenen Jahr bereits auf 17,5 Prozent. Daraus ergibt sich ein mittleres jährliches Wachstum von 18,6 Prozent“, erläutert der Experte gegenüber der DVZ und prognostiziert: „So aggressiv wie derzeit beispielsweise Amazon den Markt bedient, halte ich es für möglich, dass am Ende des Jahres der Anteil auf 20 Prozent oder mehr wachsen könnte.“
Und das hinterlässt bereits deutliche Spuren auf dem Entwicklermarkt: Garbe und Panattoni realisieren zurzeit deutschlandweit je vier Logistikimmobilien für den E-Commerce-Giganten.

Fred-Markus Bohne, Managing Partner Panattoni, beobachtet in der Coronakrise, dass die Nachfrage im Bereich Automotive „zum Teil stark zurückgegangen“ sei. Bei Industrie und Gewerbe hingegen werde „der Ruf nach einem Mehr an regionaler Produktion und Bevorratung laut“. Welche Logistikimmobilientypen das nach sich ziehen könnte, „lässt sich nicht pauschal beantworten“. Eine „Vielzahl von Arten“ käme in Frage, „die sich an den spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Branchen orientieren, für die sie entwickelt werden“, so Bohne.

Überdies stellt der Panattoni-Manager bei produzierenden Unternehmen „eine zunehmende Abkehr vom Just-in-time-Prinzip“ fest. „Ein derartiger Strategiewechsel geht einher mit einer erhöhten Nachfrage nach Lager-, Logistik- und Produktionsfläche.“ Angesichts eines akuten Flächenmangels in Deutschland seien „dringend Lösungen“ gefragt.

Eine Folge der Coronakrise könnte sein, dass sich „die Bedeutung der Logistik in das Bewusstsein der Menschen eingeprägt hat und Politiker und Bevölkerung der Neuausweisung von Bauland für Logistik künftig positiver gegenüberstehen“, so das Investmenthaus LIP Invest. Christof Prange, Manager bei Goodman, sieht hier eindeutig die Politik in der Pflicht. „Sie muss dafür Sorge tragen, dass mehr Logistikfläche zur Verfügung steht.“

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Negativimage korrigieren

Dass es nicht nur Sache der Politik ist, die Rahmenbedingungen für die benötigten Ansiedlungsprojekte zu schaffen, findet hingegen Deka-Manager und Logix-Sprecher Malte-Maria Münchow. „Es muss noch mehr dafür getan werden, das Negativimage von Logistikimmobilien zu korrigieren.“ Denn das führe „bei etlichen Bürgern zu Vorbehalten gegenüber Ansiedlungsvorhaben“ und sei „ein zentraler Hinderungsgrund für eine Flächenausweisung seitens der Kommunen“, so Münchow.
Allerdings dürfte der Anforderungskatalog der Kommunen für Ansiedlungsvorhaben komplexer werden, gibt Andreas Fleischer zu bedenken. „Themen wie Klimaschutz, ökologische sowie soziale Nachhaltigkeit werden deutlich an Bedeutung gewinnen“, meint der Vorstand des Entwicklers DF Industrial Partners. Für den Erfolg zukünftiger Projektentwicklungen sei daher die Bereitschaft zentral, nicht lediglich auf die (CO2-)Vorgaben der Politik zu warten. Vielmehr müssten alle am Bau Beteiligten selbstständiger agieren, fordert Fleischer.

Flexible Pufferlager

Prange, der die Unternehmensentwicklung von Goodman in Deutschland verantwortet, beantwortet denn auch die dringende Nachfrage nach zusätzlichem Lagerbedarf auf seine Weise. Er informierte seine Kunden frühzeitig darüber, „dass wir in dieser besonderen Situation zwei Lager auf insgesamt 47.000 m² Fläche als flexiblen Puffer für einige Monate zur Verfügung stellen können“. 7.000 m² in Regensburg seien davon noch frei, bestätigt Prange.

Mut macht der Ausblick im aktuellen LIP-Marktreport: „Die Logistikbranche wird durch ein verändertes Einkaufsverhalten, den Aufbau größerer Pufferbestände und eine mögliche Veränderung der Supply Chains künftig höhere Flächenbedarfe haben.“ Mehr Nachfrage trifft also auf ein ohnehin schon knappes Angebot.

47.000 m²

Lagerfläche hat Goodman als flexiblen Puffer
für einige Monate zur Verfügung gestellt.
Quelle: Goodman

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