Logistikimmobilien haben nach wir vor ein problematisches Image in den Kommunen. Seitens der Anwohner sowie kommunaler Entscheidungsträger bestehen hartnäckige Vorbehalte. Dabei sind Logistikimmobilien weit mehr als die Dreh- und Angelpunkte der Waren- und Lieferketten und können einen signifikanten Beitrag zum Gelingen der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) leisten. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie „Logistikimmobilien als Pfeiler der Kommunalen Wärmeplanung“ im Auftrag der Initiative Logistikimmobilien (Logix). Neben den Potenzialen der Gebäudeklasse in ihrer Rolle als Energiequellen und -verbraucher geht es auch um ihren Beitrag zur Verkehrswende.
Bis 2045 sollen Kommunen eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreicht haben. In der Folge sind Städte und Gemeinden gefordert, tragfähige und umsetzbare Konzepte für eine nachhaltige Wärmeversorgung zu entwickeln. Für Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern besteht ab Mitte 2026 die Verpflichtung, einen konkreten Wärmeplan vorzulegen, während kleinere Städte bis Mitte 2028 nachziehen müssen. Die Notwendigkeit zum Handeln wird durch die jährlich rund 150 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen unterstrichen, die derzeit durch das Heizen, Kühlen und die Warmwasserversorgung von Gebäuden erzeugt werden.

Artikel
von Tim-Oliver Frische
Logistikimmobilien: Multitalente im Energiekontext
Dabei haben ausgerechnet Logistikimmobilien mit ihrer schwierigen Reputation bei kommunalen Entscheidungsträgern sowie Bürgerinnen und Bürgern das Potenzial, zur Energiewende wesentlich beizutragen. Die aktuelle Logix-Studie unter der Leitung von Jannick Höper und Benedikt Scholler, List Eco, sowie mit Beteiligung von Fiege und Siemens Energy weist im Detail nach, dass es sich für Städte und Gemeinden lohnen kann, sich im Rahmen ihrer Konzepte und Strategien rund um die KWP genauer mit der Assetklasse auseinanderzusetzen.
Denn Logistikimmobilien können sowohl als Energieerzeuger als auch als -verbraucher fungieren und verfügen damit über erhebliche Potenziale zur Unterstützung der lokalen Energie- und Wärmewende. Die weitläufigen Dachflächen der Immobilien sind ideale Standorte für Photovoltaikanlagen, die lokal erzeugten Strom bereitstellen können. Dies vermindert den CO₂-Fußabdruck der Immobiliennutzer und steigert den Immobilienwert für Eigentümer. Zudem können Geothermie-Anlagen Erdwärme aus dem Untergrund nutzen, was den Einsatz fossiler Brennstoffe überflüssig machen kann.
Die verkehrsgünstige Lage vieler Logistikimmobilien macht sie zudem zu wichtigen Knotenpunkten für Energie und Mobilität. Kommunen können beispielsweise von der lokalen Verfügbarkeit von Solarstrom profitieren, der in Ladeinfrastrukturen für E-Fahrzeuge eingespeist wird. Dies stellt einen wesentlichen Eckpfeiler in Richtung einer nachhaltigen Mobilitätswende dar.
Ein vielversprechender Ansatz zur Integration erneuerbarer Energien ist zudem die Nutzung von Wasserstoff als Energiespeicher. Solarenergie-Überschüsse können gespeichert und bedarfsgerecht genutzt werden, etwa für den Betrieb von Flurförderzeugen innerhalb der Logistikimmobilien.

„Damit die Potenziale von Logistikimmobilien für das Erreichen der Ziele der Energiewende abgerufen werden können, braucht es die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik. Gemeinsam gilt es, regulatorische Unsicherheiten abzubauen und die begrenzten Stromnetzkapazitäten auszuweiten.“
Dr. Malte-Maria Münchow
Sprecher der Initiative Logistikimmobilien (Logix)

Vielfältige Potenziale zur Unterstützung bei der Energiewende
„Für die Akteure in der Logistikimmobilien-Branche sind die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz nichts Neues. Im Rahmen der ESG-Kriterien als auch steigender politischer sowie gesellschaftlicher Anforderungen werden die Gebäude immer ‚grüner‘. Dass gerade hierdurch aber auch Potenziale entstehen, um Kommunen bei der Wärmeplanung zu unterstützen, ist eine neue und wichtige Erkenntnis, die die Studie mit konkreten Handlungsempfehlungen auch praktisch zugänglich macht“, betont Jannick Höper, Geschäftsführender Gesellschafter bei List Eco.
Darüber hinaus können Logistikimmobilien als Energieverbraucher eine zentrale Rolle für Lösungsansätze bei der KWP spielen. Mit ihrem stromintensiven Betrieb durch den Einsatz von Fördertechnik und Flurförderzeugen inklusive einer komplexen IT sind sie in der Lage, große Mengen erneuerbarer Energie aufzunehmen und Stromnetze zu entlasten. Immerhin ist die Netzkapazität eine der wesentlichen Herausforderungen bei der Bewältigung der Energiewende.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz der vielversprechenden Perspektiven, die Logistikimmobilien für die Energiewende bieten, sind noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Hohe Investitionskosten, unzureichende Traglastreserven auf den Dächern sowie regulatorische Unsicherheiten müssen adressiert werden, so das Fazit der Studienautoren. Hierfür sind kooperative Ansätze zwischen Kommunen und der Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.
„Damit die Potenziale von Logistikimmobilien für das Erreichen der Ziele der Energiewende abgerufen werden können, braucht es die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik. Gemeinsam gilt es, regulatorische Unsicherheiten abzubauen und die begrenzten Stromnetzkapazitäten auszuweiten. Dafür ist politische Förderung nötig, eine enge Kooperation mit Kommunen, bessere Netzanbindungen und wirtschaftliche Anreize. Auf beiden Seiten müssen noch viele Hürden genommen werden, gemeinschaftlich aber kann es gelingen“, sagt Dr. Malte-Maria Münchow, Sprecher der Initiative Logistikimmobilien (Logix) und Head of Logistics Strategy bei Deka Immobilien Investment.
Fazit
Die Rolle der Logistikimmobilien im Kontext einer funktionierenden Wirtschaft sowie der Versorgungssicherheit ist unbestritten. Darüber hinaus sind sie aber auch in der Lage, Kommunen konkrete Unterstützung bei der kommunalen Energie- und Wärmewende zu bieten. Chancen dazu entstehen vor allem in ihrer doppelten Rolle als Energieerzeuger und -verbraucher. Damit das Potenzial vollständig gehoben werden kann, bedarf es einer Kooperation aller Stakeholder rund um Logistikimmobilien, sowohl aufseiten der Wirtschaft als auch der Entscheidungsträger in Kommunen.
Die vollständige Studie sowie eine Kurzzusammenfassung als Dossier stehen zum kostenlosen Download unter logix-award.de/publikationen zur Verfügung.