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Wie Logistikimmobilien neu gedacht werden müssen

Auf einer Paneldiskussion zum Thema Nachhaltige Logistikimmobilien auf der Transport Logistik 2023 diskutierten Experten sich verändernde Anforderungen durch neue Wachstumsbranchen. Peter Bergmann, Projektleiter von Alcaro Invest, fasst in einem Gastbeitrag für Ramp One die wichtigsten Aussagen zusammen.
©: Alcaro Invest
Gemeinsam auf der Transport Logistik 2023: Christopher Nüßlein von der ICOB, Bernd Meewes von PCCI, Peter Bergmann von Alcaro Invest und Sascha Stroetges von EV Cargo (v.l.n.r.)
Foto: Alcaro Invest

Noch ist der Anteil an Elektrofahrzeugen in Deutschland, einem der international immer noch bedeutendsten Standorte der Automobilproduktion, relativ gering. Doch Experten erwarten in den kommenden Jahren einen grundlegenden Wandel und eine deutliche Verschiebung von Benzin- und Diesel-Verbrennern hin zu alternativen Fahrzeugantrieben. Deloitte beispielsweise rechnet mit einem Marktanteil von 38 Prozent von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb bis 2030. Der Anteil an batterie- und brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeugen an den Neuzulassungen wird erkennbar und stetig zunehmen.

Gastbeitrag

von Peter Bergmann,
Projektleiter
Alcaro Invest GmbH

Neue Produktions- und Kompetenzzentren

Aufgrund der geringeren Komplexität eines Antriebsstrangs für batteriebetriebene Fahrzeuge sind die bestehenden Automotive-Hotspots und ihre Zulieferstrukturen schon heute einem tiefgreifenden Strukturwandel unterworfen. Gleichzeitig entstehen neue Produktions- und Kompetenzzentren, wobei sich neben Sachsen insbesondere die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg als Standorte für die elektrische Automotive-Branche etabliert haben. Die Tesla-Ansiedlung in Grünheide bei Berlin stellt dabei die größte und sichtbarste, aber bei weitem nicht einzige Ansiedlung dar.

Parallel zu dieser Entwicklung verändern sich auch die Anforderungen an Logistikimmobilien und deren Standorte. Am Beispiel Log Plaza Frankfurt (Oder), gelegen in der deutschen Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg und unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze in Reichweite zu wichtigen Wirtschaftsstandorten der ostdeutschen Automobilindustrie, lassen sich die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen für Regionen und Projektentwickler aufzeigen.

Veränderte Anforderungen an Logistikimmobilien

Die Elektromobilität ist der zentrale Treiber der Transformation und wird zur grundsätzlichen Umwälzung der Geschäftsmodelle und der Wertschöpfung in der Automobil- und verwandten Industrien führen. Wenn sich Produktionsprozesse und Warenströme verändern, hat dies großen Einfluss auf die Konzeption, Entwicklung und den Betrieb von Logistikimmobilien. Natürlich müssen die grundsätzlichen Standortparameter stimmen. Dazu zählen beispielsweise eine strategisch gute Lage und eine multimodale Verkehrsanbindung, sofort bis mittelfristig verfügbare Flächen oder auch ausreichend Arbeitskräfte. Darüber hinaus gibt es eine Reihe spezifischer Anforderungen der Elektromobilindustrie und deren Zulieferer: Energieverfügbarkeit, schnelle Datenanbindung, E-Ladeinfrastruktur und erhöhte Anforderungen an Umwelt- und Brandschutz. Dazu kommen hohe Nachhaltigkeitsstandards, die sowohl für Kommunen und Nachbarn als auch für Mieter und Nutzer von Logistikimmobilien eine immer höhere Priorität haben.

Erfolgsfaktoren Regionalentwicklung und Dialog

Der erste Bauabschnitt auf dem rund 44 Hektar großen Areal wurde bereits fertiggestellt und vermietet. Der Mieter von Halle A, die EV Cargo Global Forwarding GmbH, realisiert hier das erste großvolumige Logistikzentrum für die Wachstumsbranche Elektromobilität. So geht es unter anderem um die Lagerung, Kommissionierung, Etikettierung sowie Umverpackung von Lithium-Ionen-Batterien, die per Überseecontainer in Großverpackungen an den Standort verbracht werden und dort direkt für die Verwendung in der Automobilproduktion vorbereitet werden sollen. Neben der kompletten Produktdokumentation werden darüber hinaus auch kundenspezifische Qualitätskontrollen und Vormontagen durch das Unternehmen angeboten.

„Von Anfang an war es für uns das Ziel, im Güterverkehrszentrum Frankfurt an der Oder eine leistungsfähige Logistik für die Industrie anzusiedeln, die die Ansiedlung von weiteren Zukunftsbranchen in der verarbeitenden Industrie unterstützt“, erklärt Christopher Nüßlein vom Investor Center Ostbrandenburg GmbH, der Wirtschaftsfördergesellschaft der Stadt Frankfurt (Oder). Neben den konkreten Gebäudefaktoren wie Energieversorgung, schnelle Datenanbindung, E-Ladeinfrastruktur und Brandschutz zählen zum erforderlichen Gesamtpaket der zukunftsfähigen Standortentwicklung unter anderem auch der Ausbau der verkehrlichen und medientechnischen Anbindung des GVZ Frankfurt (Oder), die Erschließung weiterer Industriegebiete entlang der A 12 sowie der Ausbau des KV-Terminals als im bedeutsameren Standortfaktor für den umweltfreundlichen Transport über die Schiene.

Großes Flächen- und Arbeitskräftepotenzial

Im internationalen Wettbewerb gehört die Region Frankfurt an der Oder dabei zu den wenigen Standorten, die kurzfristig über große verfügbare Industrieflächen ab zehn Hektar und ein bedeutendes Fach- und Arbeitskräftepotential aus zwei Ländern verfügen. Sowohl für die Industrie als auch die vor- und nachgelagerte Logistik kann die Region als Bündelungspunkt für gefertigte Waren fungieren, die von hier aus weiträumig verteilt werden. Durch seine Ost-West-Anbindung zählt der Grenzübergang nach Polen in Frankfurt (Oder) zu den am stärksten frequentierten Autobahngrenzübergängen in ganz Deutschland. Über die Anbindung an die Autobahn Paris-Warschau BAB 12 und die in Nord-Süd-Richtung verlaufende B112 ist die Region in alle Richtungen vernetzt.

Zusammen mit Alcaro Invest und dem Kombinierte-Verkehre-Terminal-Betreiber PCC Intermodal konnten die Vertreter des Investor Center Ostbrandenburg durch einen engen und vertrauensvollen Dialog mit Politik und Gesellschaft schon viel erreichen, so Nüsslein weiter. „Wir hatten und haben, als Region mit einer strategisch günstigen Lage an der Verkehrsachse Paris-Warschau, ein vitales Interesse daran, unser Entwicklungspotenzial zügig und vor allem nachhaltig zu nutzen.“ Dabei sei das große Verständnis für Industrie und Logistik und der darauf aufbauende große Zuspruch der Bevölkerung für wertschöpfende Arbeitsplätze in der Region besonders ausgeprägt.

Aus der Sicht der Wirtschaftsförderer ergeben sich auch zukünftig Potentiale für Automobillogistik-Ansiedlungen, zum Beispiel für die Konsolidierung und Pufferung von Komponenten, den Import und die Endkonfiguration von international gesourcten Vorprodukten oder die Ersatzteil- und After-Sales-Logistik für die Automotive-Industrie. Ein Schlüsselfaktor für die Regional- und Standortentwicklung ist das Thema Transport und Verkehr.

Dank Kombinierter Verkehre internationaler Transport-Hub

Warum sich Frankfurt (Oder) für Green Logistics und insbesondere die Anforderungen der Zukunftsbranchen an ganzheitliche Nachhaltigkeit besonders eignet, ist auch die Möglichkeit, den Warenumschlag über Schiene direkt aus den Seehäfen der Nord- und vor allem Ostsee abzubilden. Straßentransporte verursachen pro Tonnenkilometer rund 139,8 Gramm CO2-Emissionen – Schienentransporte im Gegensatz dazu nur rund ein Zehntel davon.

„Durch die direkte Anbindung an Schiene, Wasser und Autobahn stehen heute bereits sehr große Transportkapazitäten zur Verfügung, um kundenorientiert optimale Güterströme, intelligente intermodale Lieferketten und passgenaue Prozesse sicherstellen“, so Bernd Meewes, Geschäftsführer der PCC Intermodal GmbH. Das KV-Terminal Frankfurt an der Oder habe sich zu einem internationalen Hub im europäischen Intermodalverkehr entwickelt. Dadurch sei eine sehr stabile und regelmäßige Realisierung von KV-Relationen sowohl in die Nordrange-Häfen als auch Richtung Osten unter anderem nach Gdansk, Poznan, Kutno, Gliwice und Kolbuszowa möglich. „Aktuell bieten wir bereits über 50 direkte Zugverbindungen pro Woche, eine Lagerkapazität für bis zu 1.000 Container, Reparatur- und Reinigungsleistungen, sowie Stromanschlüsse für Kühlcontainer vor Ort an.“

Frankfurt (Oder) ist integraler Teil des Netzwerkes intermodaler Verbindungen von PCC Intermodal. Die Möglichkeiten zur Optimierung und Kombination von internationalen Lieferketten für Endkunden aus Industrie und Handel in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg werden mit dem Aufbau des LogPlaza Frankfurt an der Oder effizient ergänzt. So erbringt PCC hier für die künftigen Nutzer am Standort wichtige Leistungen in der internationalen Lieferkette aus einer Hand bis hin zu Door-to-door Containertransporten. Auch für EV Cargo gehörte neben der Autobahn A12 das KV-Terminal zu den entscheidenden Vorzügen des Standortes.

„Das Verkehrsterminal ist zentral für uns, weil es die umweltfreundlichste Lösung für die Anlieferung von Containern bietet“, ergänzt Sascha Stroetges, Geschäftsführer der EV Cargo Global Forwarding GmbH. Der Warentransport erfolgt aus Übersee vor allem auf der Schiene statt auf der Straße in die Region und das mit mehreren Zügen pro Woche aus verschiedenen Überseehäfen. PCC Intermodal steuert als Betreiber des KV-Terminals den Containertransport auf der Schiene und den Rundlauf vor Ort. Das Unternehmen setzt auf ergänzende Kooperationen mit weiteren Partnern und möchte mit seiner Kompetenz das KV-Terminal stärker in den regionalen Wirtschaftskreislauf für Quell- und Zielverkehre integrieren.

Zukunftsbranchen und Green Logistics

Das Thema grüne Logistik ist sowohl für Mieter und Nutzer als auch für Kommunen und Bevölkerung nicht mehr wegzudenken. In Frankfurt an der Oder werden deshalb eine Vielzahl von Maßnahmen umgesetzt, die einen Beitrag für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Biodiversität leisten: Strom aus erneuerbaren Energien, eine Ladestruktur für Elektrofahrzeuge (vom E-Bike bis zum E-Lkw), eine sehr geringe Bodenversiegelung und eine Vielzahl von freiwilligen Maßnahmen im Bereich Artenschutz.

Green Logistics meint im Grunde eine möglichst nachhaltige Logistik, wozu unter anderem klimagerechte und ressourceneffiziente Prozesse, Strukturen und eben Logistikimmobilien zählen. Die Transformation der Logistikindustrie durch Mobilitätswende und Dekarbonisierung macht ein Umdenken notwendig. Deshalb plant Alcaro Invest die Errichtung weiterer nachhaltiger Logistikimmobilien mit Größen von 20.000 bis 90.000 Quadratmetern auf dem Areal. Diese werden so vorgerüstet und ausgestattet sein, dass Sie allen Anforderungen der Elektromobilität – sowohl genehmigungstechnisch als auch nutzerspezifisch – gerecht werden.

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„Von Anfang an war es für uns das Ziel, im Güterverkehrszentrum Frankfurt an der Oder eine leistungsfähige Logistik für die Industrie anzusiedeln, die die Ansiedlung von weiteren Zukunftsbranchen in der verarbeitenden Industrie unterstützt.“

Christopher Nüßlein

Investor Center Ostbrandenburg GmbH

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